Der Umgang mit Kunststoffabfällen aus dem Verpackungsbereich
Karl-Werner Brand, Alexandra Göschl, Bernhard Hartleitner, Siegfried Kreibe, Christian Pürschel und Wiilly Viehöver
Angewandte Umweltforschung Band 20
Warum gibt es den Grünen Punkt und die Duales System Deutschland AG? Wie hat sich das System zur Verwertung von Kunststoffverpackungen entwickelt? Was waren die Folgen dieser Lösung? Wie ist sie zu bewerten?
Seit in den neunzehnhundertsiebziger Jahren die Müllberge einer auf Verbrauch ausgerichteten „Ex-und-Hopp-Gesellschaft“ nicht mehr zu übersehen waren, entwickelte sich eine Diskussion über den Umgang mit dem Müll und den Ressourcenverbrauch. Sie führte zur Verpackungsverordnung von 1991 und ihrer Novelle im Jahr 1998.
Die Windungen dieser Diskussion, von der Strukturierung des Diskurs- und Interessenfeldes der Akteure, über daraus entstandene technisch-ökonomische Entsorgungs- und Verwertungsstrukturen bis hin zu den Rückkoppelungen auf die abfallpolitische Steuerungsdebatte werden in dieser Untersuchung nachgezeichnet und analysiert. Als Ergebnis liegt ein überaus spannendes Buch über Politikprozesse und Meinungsführerschaften vor. Darin zeigt sich, dass nicht so sehr rationale Argumente für diese Prozesse von besonderer Bedeutung waren. Vielmehr beeinflusste die symbolische und mobilisierende Macht der Narrationen oder modernen „Märchen“, die von den Trägern der öffentlichen Auseinandersetzung (Regulierungsgegner, radikale Regulierer und moderate Regulierer), d.h. den sie konstituierenden Personen und Institutionen, eingesetzt wurden, den Diskurs.
Mit dieser Untersuchung wird nicht nur eine umfangreiche Materialsammlung zum Thema vorgelegt. Die Arbeit bietet darüber hinaus vielfältige Einblicke in die Hintergründe, Folgen und Auswirkungen des Regelungswerkes Verpackungsverordnung in einer bisher nicht realisierten fachlichen Breite mit interessanten Resultaten zur Bewertung des jetzigen Entsorgungskonzeptes für Kunststoffverpackungen. Dabei ist außerordentlich bemerkenswert, dass die Verwertung von Kunststoffverpackungen durch die DSD AG und auf Grundlage der Verpackungsverordnung heute mit großem wirtschaftlichen Aufwand ein mengenmäßig und ökologisch eher untergeordnetes Gebiet behandelt: ca. 1,1 % des Primärenergieverbrauchs, ca. 1,9 Gew.-% der Abfallmenge aus Haushaltungen. Dies lässt erkennen, wie sehr noch vor einigen Jahren die Thematik der Kunststoffverpackungsabfälle symbolisch aufgeladen werden konnte.